FORUM 2/2023 Klassismus, Armut, OKJA (Heraus)Forderungen für die Praxis


Liebe Leser:innen!

Der Paritätische Armutsbericht von 2022 zeigt einen neuen Höchststand der sogenannten Armutsquote. Innerhalb von zwei Jahren Pandemie stieg diese von 15,9% auf 16,9% an. Neben Renter:innen und Alleinerziehenden sind auch Kinder und Jugendliche zunehmend stärker von Armut betroffen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband rechnet im Hinblick auf die Inflation mit einer weiteren Verschärfung der Situation. Armut und die Auswirkungen dessen, sind kein neues Phänomen. Pandemie und Inflation machen die Brisanz und die Auswirkungen dessen noch einmal deutlicher sichtbar. Neben Personengruppen, die schon lange in prekären Lebensverhältnissen und mit dazugehörigen Zuschreibung leben, sind nun auch erwerbstätige Menschen und Menschen in Selbstständigkeit stärker betroffen. Diese Entwicklung brauchte es scheinbar, um Armut endlich als strukturelles Problem zu bewerten/wahrzunehmen und wir hoffen demnach auf strukturelle Reaktionen und Lösungsansätze

Die Auswirkungen von Armut spielen im Arbeitsfeld der OKJA und oftmals auch privat zunehmend eine Rolle. Vermehrt haben wir Gespräche mit Fachkräften zu den Entgrenzungen des Arbeitsfeldes und steigenden Belastungen geführt. Nicht zuletzt waren diese Erfahrungsberichte ein ausschlaggebender Grund für den Schwerpunkt dieser Ausgabe.

Ines Pohlkamp beschäftigt sich in dem Beitrag „Impulse zum Alltagsklassismus in der Kinder- und Jugendarbeit“ mit Klassismus als Alltagserfahrung und erläutert, welche Strukturen dabei eine Rolle spielen, welche Auswirkungen diese Art von Diskriminierung hat und was das mit uns als Fachkraft zu tun hat.

Alexandra Kauffmann setzt in ihrem Text „Gurken für zwei Euro, wo führt das hin?“ die individuellen Praxiserfahrungen von und mit Adressat:innen in den Kontext von Klassismus und erläutert diesen Zusammenhang wissenschaftlich.

In dem Abstract zum Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ)Armutssensibles Handeln – Armut und ihre Folgen für junge Menschen und ihre Familien als Herausforderung für die Kinder- und Jugendhilfe“ wird deutlich formuliert,dass ein Aufwachsen in Armut zu verringerten Entfaltungsmöglichkeiten, sozialer Ausgrenzung und Unterversorgung führt.

Die extreme Ungleichheit der Verteilung von Reichtum spitzt sich kontinuierlich weiter zu. Taxmenow formuliert in dem Beitrag „Erbschaften, Vermögensungleichheit und die Notwendigkeit einer fairen Erbschaftssteuer“ eine deutliche Forderung nach fairer Besteuerung von Reichtum.

Neben den Schwerpunktbeiträgen dieses Heftes erscheint der Beitrag „Plädoyer gegen geschlossene Unterbringung“, in dem Renzo Martinez über eigene Erfahrungen als ehemaliger Bewohner der Haasenburg berichtet, sich entschlossen gegen geschlossene Unterbringung ausspricht und Impulse für eine intensivpädagogische Begleitung auf Augenhöhe anbietet. Auch das Aktionsbündnis gegen geschlossene Unterbringung und der Arbeitskreise Kritische Soziale Arbeit haben „Alternative Überlegungen und Vorschläge zum Zusammenwirken von Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamburg“ formuliert. Der Beitrag wird von einem Vorwort von Tilman Lutz und Michael Lindenberg begleitet.

Das Editorial als PDF finden Sie hier und das Inhaltsverzeichnis hier.